Nach wie vor ist der deutsche Arbeitsmarkt sehr angespannt. Nicht nur die Corona-Krise sondern auch neue Berufsfelder, vor allem im digitalen Bereich, sorgen für einen Arbeitnehmermangel in einigen klassischen Branchen und Berufen. Für Unternehmen wird es daher immer unverzichtbarer ihre Arbeitgebermarke klar zu definieren und zu kommunizieren. Neben den bekannten Wünschen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, wie eine faire Bezahlung oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, tauchen auch immer wieder Trends auf, die die Mitarbeitersuche beeinflussen.
Im folgenden wollen wir 6 Trends diesen Jahres genauer beleuchten.
Nicht nur beim Erwerb von Produkten, sondern auch bei ihrem Arbeitgeber achten immer mehr Menschen auf soziale und ökologische Aspekte. Neben einem guten Miteinander im Team und fairen Führungskräften achten besonders junge Bewerber auch auf sogenannte “softe” Faktoren bei der Arbeitgeberwahl. Beispiele hierfür sind:
- ethische Standards
- flexible Arbeitszeiten
- Engagement in den Bereichen Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion
- eine sichere Anstellung
Jobsuchende legen außerdem zunehmend Wert auf die Sinnhaftigkeit ihres Berufes. Sie wollen nicht nur Geld verdienen, sondern im besten Fall auch einen positiven Effekt für die Gesellschaft erzielen.
Dieses Thema wird einer der Haupterfolgsfaktoren bei der Mitarbeitersuche 2022, denn Unternehmen, die Vielfalt und Gleichstellung leben, erhöhen deutlich ihre Arbeitgeberattraktivität. Eine Umfrage der Jobplattform StepStone ergab, dass 78 % der Befragten lieber in einem Unternehmen arbeiten möchten, dass Vielfalt und Offenheit lebt. Zudem erhöht sich der Kreis potentieller Bewerber massiv, wenn beispielsweise Personen anderer Herkunftsländer oder mit körperlicher bzw. geistiger Beeinträchtigung bei der Suche in betracht gezogen werden. Im weitesten Sinne gehört hierzu auch die Berücksichtigung ungerader Lebensläufe. Die Pandemie hat bei vielen Herausforderungen für den beruflichen Weg ergeben. Stellen z. B. in der Gastronomie sind weggefallen, Ausbildungen wurden nicht angeboten oder Eltern mussten zur Versorgung ihrer Kinder bei geschlossenen Schulen den Job aufgeben.
Ein Begriff, der bereits seit längerem die Arbeitswelt prägt und gerade durch die Corona-Pandemie neuen Schwung erhalten hat. Denn nicht in jedem Beruf sind HomeOffice und flexible Arbeitszeiten eine Option. Doch auch hier lassen sich einige Punkte zugunsten einer guten Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf betrachten. Eine Schichteinteilung unter Berücksichtigung der familiären Situation, langfristige Dienstpläne zur besseren Planbarkeit oder zusätzliche Urlaubstage wären nur einige Beispiele. Besonders wichtig hierbei ist jedoch die Kommunikation zwischen Arbeitnehmern und Führungskräften. Welche Arbeitgeber-Vorteile bringen den Menschen tatsächlich etwas? Auf welche Lebenssituationen sollte bei der Schichtplanung Rücksicht genommen werden? Fühlen sich alle im Team durch mögliche Veränderungen fair behandelt?
Das Netz wimmelt nur von Rezensionen zu Hotels, Konsumgütern oder eben auch Arbeitgebern. Dafür wird beispielsweise die Bewertungsplattform kununu sowie Google und die Kommentarfunktionen der sozialen Netzwerke genutzt. Neben den selbst geteilten Bildern und Jobanzeigen mit Vorteilen, sollten Unternehmen daher auch auf die Bewertungen ehemaliger oder derzeitiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern achten. Wichtig hierbei ist es, nicht direkt dagegenzuhalten, sondern zunächst zu hinterfragen, ob die Kritik berechtigt war und mögliche Veränderungen abzuleiten. Sofern die Kritik vernünftig geäußert wird, sollte auf die Bewertung oder den Kommentar freundlich eingegangen werden und ein Angebot zum Dialog gegeben werden. Dies hilft dennoch ein gutes Bild des Unternehmens zu erzeugen. Keinesfalls sollten jedoch öffentliche Schlammschlachten geführt werden oder persönliches des Verfassers preisgegeben werden.
Ein Thema das auf den ersten Blick paradox im Zusammenhang mit Mitarbeitergewinnung wirkt, sind Maßnahmen zum Erhalt bestehender Arbeitsverhältnisse. Langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verringern nicht nur Ihren Aufwand, was die Einarbeitung und den Bedarf an neuem Personal betrifft, sie sind ein unschlagbares Aushängeschild für ihre Arbeitgebermarke. Potentiellen Bewerbern zeigen langjährige Beschäftigte, dass dieser Job oder das Unternehmen so gut sind, dass man dort gern viele Jahre arbeitet. Und auch die sogenannte Mund-zu-Mund-Propaganda ist nicht zu unterschätzen: Wenn beim Kaffeeklatsch in der Nachbarschaft oder beim Sport von den guten Arbeitsbedingungen berichtet wird. Ehrliches Feedback dieser Beschäftigten, kann Ihnen als Arbeitgeber zudem dabei helfen nicht nur die Arbeitsbedingungen für die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern, um diese zu halten, sondern auch bessere Anreize für Bewerber zu schaffen. Auch in der digitalen Welt können und sollten sie als Testimonials genutzt werden: Zeigen Sie diese Kolleginnen und Kollegen auf den sozialen Netzwerken und bitten Sie sie Bewertungen abzugeben.
Die Menschheit ist bequem geworden und die Digitalisierung ist der Motor dessen. Kein Wunder also, dass viele Jobsuchende einen möglichst einfachen und digitalen Bewerbungsprozess wünschen. Der neue Jobs sollte bestenfalls so einfach zu bekommen sein, wie ein neuer Pullover über den Onlineshop. Keiner möchte mehr Bewerbungsmappen versenden und Tagelang unentgeltlich Probearbeiten, um dann doch nicht genommen zu werden. Das sogenannte Social Recruiting (Mitarbeitergewinnung über soziale Netzwerke) ist dabei nur ein Anfang. Auch der darauffolgende Bewerbungsprozess sollte möglichst einfach, aber persönlich sein. Überlegen Sie sich also, ob für die Stelle z. B. Bewerbungsunterlagen oder ein Probearbeiten tatsächlich notwendig sind. Hohlen Sie Bewerberinnen und Bewerber zudem im Gespräch richtig ab und begeistern Sie sie für die Stelle.
Man muss keinesfalls jedem Trend hinterherjagen und sollte sich noch weniger dazu verleiten lassen, falsche Versprechungen in Jobanzeigen zu machen, um einem Trend zu entsprechen. Dennoch können sie als Hilfestellung dienen, was Bewerberinnen und Bewerber wollen und wie sich Ihr Bewerbungsprozess vielleicht verbessern lässt.